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Modellbau nach alter Schule

Herrenberg: Jugendliche konstruieren kleine Flugzeuge

Schüler lernen beim Ferienprogramm, wie Modellbau nach "alter Väter Sitte" funktioniert.
Eigens für den Jugendkurs haben Konstrukteur Bernd Forschner und Kollegen einen neuen
Flugzeugtyp entworfen.
Michael Mangold

Die Hilde-Domin-Berufsschule gleicht einem Konstruktionshangar für Flugzeuge. Zwischen den Werkmaschinen liegen Pläne aus. Ein kleiner Flugzeugrumpf reiht sich an den anderen und wartet auf seine Verarbeitung. Schüler zwischen zehn und 15 Jahren montieren feine Querstreben in die Flügel ihrer Gefährte. Draußen in der Sonne bespannen andere ihre Flügel mit dünnem weißem Japan-Papier - dasselbe, das im Land der aufgehenden Sonne traditionellerweise die Räume trennt. Die Schüler verpassen ihren Flugzeugen den letzten Schliff. Am Tag darauf werden sie endlich fliegen.

Fünf Tage Arbeit stecken in dem kleinen Flugzeug. Die Schüler haben es in dem Workshop im Rahmen des Ferienprogramms der Volkshochschule zusammengebaut. "Fo-cus" heißt das elegante Modell. Konstrukteur Bernd Forschner, der gemeinsam mit seiner Frau in Oberjesingen ein Modellbaufachgeschäft betreibt, hat den Vogel eigens für Kurse an Schulen und für Werkgruppen entworfen. "Das Modell ist nicht zu schwierig, aber auch nicht zu einfach. Sonst geht der Spaß verloren", erklärt Bernd Forschner. Er opfert seine Freizeit, um "Fo-cus" zu entwerfen - und um den Kindern nun an der VHS den Bau eines Modellflugzeugs beizubringen, zusammen mit seinen Kollegen Alexander Vogel und Jürgen Müller.

Die drei Modellbauer wollen die Schüler für den klassischen Modellbau alter Schule begeistern. "Bei heutigen Modellen funktioniert doch alles nach dem sogenannten Plug&Play-Prinzip", meint Bernd Forschner naserümpfend. "In zehn Minuten hast du den Flieger zusammengebaut. Nach zehn Minuten ist das Ding aber auch wieder kaputt."

Bei diesem Modell sei alles selbst gemacht, gebaut nach "alter Väter Sitte", so Forschner. Die Kinder verarbeiten in dem Flugzug von einem Meter Länge und 1,6 Meter Spannweite lediglich Leichtholz, Papier, ein bisschen Lack und Gummi - mehr nicht. Nur an der Schnauze und den Flügelspitzen findet sich etwas, das es früher nicht gegeben hat: Der Kunststoff EPP sieht aus wie schwarzes Styropor, ist aber deutlich bruchsicherer. "EPP schützt die empfindlichen Teile des Flugzeuges ungemein gut vor Abstürzen", erklärt Bernd Forschner. "Tradition hin oder her: Die Schüler sollen schließlich lange etwas von ihrer Arbeit haben."

Die Schüler nennen ihren Lehrer kumpelhaft beim Vornamen. Keiner von ihnen hat eine Konstruktionserfahrung wie "Bernd". Forschner hat in Esslingen Maschinenbau studiert, beim Segelflugzeughersteller Schempp-Hirth gearbeitet und war auch bei Porsche für Leichtbau zuständig. Solche Erfahrungen brauchen sie aber auch nicht. Der zwölfjährige Mathes Bachler aus Herrenberg hat zwar immer schon Papiermodelle gebaut, erzählt er. "Das hier ist aber was anderes." Das Geschwisterpaar Katrin und Matthias Holzapfel hat ebenfalls noch kaum Erfahrung. "Man braucht eine ruhige Hand", findet Matthias (14). "Mit ein bisschen handwerklichem Talent geht es aber gut", ergänzt seine Schwester. Ihre Lehrer sind derselben Ansicht. "Sie haben perfekte Arbeit geleistet", befindet Jürgen Müller. Am letzten Tag des Workshops zeigt sich, wer besonders sauber gearbeitet hat. Die Schüler lackieren sie am Morgen in ihren Lieblingsfarben. Wenn die Flugzeuge dann getrocknet sind, bricht der Kurs auf. Die Flugzeuge können auf zwei Arten zum Fliegen gebracht werden: Manche binden sie an ein Seil. Andere bevorzugen es, sie von einem kleinen Hügel zu werfen. Die Schüler sind gespannt: Ihre eigens konstruierten Modellflugzeuge heben ab zum Jungfernflug.


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